Herzschrittmacher
Unter einem Herzschrittmacher (HSM; Schrittmacher, SM) oder Pacemaker (PM) versteht man einen Generator, der bei verschiedenen Herzerkrankungen zum Einsatz kommt, um die zugrunde liegenden Herzrhythmusstörungen zu beheben. Die Aufgaben eines Herzschrittmachers sind Stimulation (Abgabe eines elektrischen Impulses, bei Bedarf) und Wahrnehmung (Sensing) von Eigenaktionen.
Bei Erstimplantation ist der durchschnittliche Schrittmacherpatient ca. 78 Jahre alt; ca 17 % der Patienten sind jünger als 70 Jahre.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Atrioventrikulärer Block (AV-Block) – Überleitungsstörungen vom Vorhof (Atrium) auf die Kammer (Ventrikel)
- Bradykarde Herzrhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt)
- Bradykardes Vorhofflimmern (Bradyarrhythmia absoluta)
- Brady-Tachykardie-Syndrom
- Intraventrikulärer Block (Synonyme: IV-Block; faszikulärer Block; Schenkelblock) – Erregungsleitungsstörung des Herzens unterhalb des His-Bündels inkl. alternierender Schenkelblock (Wechsel zwischen Rechts- und Linksschenkelblock) unabhängig vom Vorliegen einer Symptomatik
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Sick-Sinus-Syndrom – Syndrom des kranken Sinusknotens
- Sinuatrialer Block (SA-Block) – Überleitungsstörungen zwischen dem Sinusknoten und dem Vorhof
- Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
- Atrioventrikuläre Reentrytachykardie mit/ohne Präexzitation – kurzfristige Tachykardie (beschleunigter Puls) durch Erregungsleitung über Kurzschlussbahnen
- Asystolie (akuter Herzstillstand)
Die Verfahren
Die Herzschrittmachertherapie ist entweder temporär (zeitlich begrenzt) oder permanent.
Beim temporären Schrittmacher wird das Gerät außerhalb des Patienten belassen, beim permanenten Schrittmacher wird das wenige Zentimeter große Gerät unter die Haut etwas unterhalb des linken oder rechten Schlüsselbeins implantiert.
Die Elektroden werden bei beiden Typen transvenös (über die Venen) zum rechten Vorhof oder rechten Ventrikel (Herzkammer) geführt und registrieren dort den Herzrhythmus. Der Herzschrittmacher kann so gezielt reagieren, wenn das Herz in einem anderen Rhythmus als dem vorgegebenen schlägt
Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
Beim biventrikulären Schrittmacher wird eine dritte Elektrode über den rechten Vorhof und den Koronarvenensinus (dieser führt das venöse Blut des Herzens wieder dem Kreislauf zu und mündet in der Regel am Boden des rechten Vorhof) zur Posterolateralwand (hintere Seitenwand) des linken Ventrikels vorgeschoben.
Die kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) führt zu einer Verbesserung von Herzinsuffizienzsymptomatik (Herzschwäche-Symptomatik) und Prognose..
Herzschrittmachertypen
- Frequenzstabile Herzschrittmacher (festfrequenter Herzschrittmacher) – dieser Schrittmacher gibt eine voreingestellte Impulsanzahl pro Minute ab; wird heute praktisch nicht mehr benutzt
- Bedarfsgesteuerte Herzschrittmacher (Bedarfsschrittmacher) – der Bedarfsschrittmacher springt nur ein, wenn der körpereigene Rhythmus unterbrochen wird
Alle Schrittmachertypen lösen nur dann einen Impuls aus, wenn der körpereigene (endogene) Rhythmus unter die Grundfrequenz des Herzschrittmachers abfällt.
Interner Cardio-Defibrillator (ICD)
In der Primärprophylaxe ermöglicht der Defibrillator eine relative Risikoreduktionen von 20-30 % für das Erleiden eines plötzlichen Herztodes; in der Sekundärprophylaxe sind relative Risikoreduktionen von 20-40 % bekannt.
Nach Einsetzen eines Herzschrittmachers werden in regelmäßigen Abständen (alle sechs bis zwölf Monate) Kontrolluntersuchungen durchgeführt, um mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen zu können. Der Impulsgenerator wird nach 5-8-10 Jahren unter Belassen der Sonde gewechselt.
Mögliche Komplikationen
Frühkomplikationen nach Herzschrittmacherimplantation
- Ventrikelperforation ("Durchbohren der Herzkammer") mit Herzbeuteltamponade (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel, die zur Behinderung der Füllung des Herzens führt) (< 1 %)
- Pneumothorax (Kollaps der Lunge, der durch eine Luftansammlung zwischen der Pleura viszeralis (Lungenfell) und der Pleura parietalis (Brustfell) bedingt ist) (0,4 %)
- Dislokation ("Verlagerung") von Elektroden (< 1 %)
- Zu mögliche Infektionen (1-12 %) nach Implantation eines Herzschrittmachers kann es bei Wundheilungsstörungen oder im Gefolge von Drucknekrosen kommen.
Spätkomplikationen nach Herzschrittmacherimplantation
- Fehlfunktionen von Generator (zu geringe Signalwahrnehmung durch den Herzschrittmacher: "undersensing" (3,8 %); Reagieren auf dafür nicht vorgesehene Signale (z. B. T-Welle): "oversensing", (0,7 %))
- Fehlfunktionen von Elektrodensystem (Elektrodendislokation; Elektrodenbruch (3,8 %); Gehäusebruch; Isolationsdefekte (3,4 %))
- Batterieerschöpfung
Symptome einer Schrittmacherdysfunktion
- Schwindel oder Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) bei Ausfall der Stimulation
- Belastungsdyspnoe bei Batterieerschöpfung
- Tachykardie bei Schrittmachertachykardien
- Hämodynamische Instabilität